Montag, 3. März 2014

Oh mann...
Et küt wie es küten musste!
Da nimmt man sich vor, mindestens 2 bis 3 mal im Monat ein großes dickes Update mit Bildern von irgendwelchen Bergen, Möwen, Schafen, Bäumen und kitschigen Sonnenuntergängen von traumhaft schönen„Klischeestränden“ zu schicken, wo man das: „Oh!“, „Ah!“, „Wow!“, „Alter...“, „Daniel du Sack!“, „Da will ich auch mal hin...“ und „Schatz, pack deine Koffer! In einer einer Stunden geht unser Flieger!“, bis hierher hören kann.
Und was kommt? Nickes. Nada. Niente.
Es gab diesbezüglich sogar schon etliche Beschwerden!
Drohungen via What's App, dubiose Privatnachrichten und Pinnwandeinträge im großen Buch der vielen Gesichter, sowie wutentbrannte Anrufe verschiedenster Verleger und empörter Fans.
Ein Wunder das meine Familie daraus gehalten wurde!

Aber nun ist es soweit und Blog Nummer 5 ist fertig!
Bereit um von euch gelesen, überflogen, geliebt, gehasst, gefeiert oder verpönt zu werden.

Viel Spaß dabei! (;


Ich hab gerade nachgeschaut, auf den Tag ist es genau 120 Tage her, als ich das letzte mal was hab von mir hören lassen.
120 Tage die vollgestopfter nicht sein könnten.
Und um all das so zu gestalten das weder ihr, noch ich, mit dem Kopf voran auf der Tastatur einpennen, habe ich diesen Blog in mehrere Teile untergliedert und diesmal mit mehr Bildern versehen.


Also:
kurz nochmal aufs Klo, Handy aus, Popcorn zur Hand und Vorhang auf für Teil Nummero 1:


So. Wo hol ich euch am besten ab?
Das Letzte was ich vorhatte, war drei Tage im Abel Tasman Nationalpark zu verbringen, eine Kajaktour zu machen und dann ohne große Umschweife weiter zu reisen.
Naja, aus den drei Tagen wurden drei Wochen, aus der kleinen Kajaktour ein ganzes Tagesprogramm.
Es lebe die Planung!
Aber so was wie Planung und Organisation sind Begrifflichkeiten, die man in seinem Wortschatz hier unten getrost streichen kann.
Also genau das Richtige für uns Deutsche! (;

Die drei Wochen hab ich im „Weed...“, pardon „White Elephant“ verbracht.



Ein kleines, unscheinbares aber total gemütliches Hostel, betrieben von zwei freundlichen Deutschen aus Hückeswagen.

Als ich die Farm der Laufkötters verlassen, und im Hostel eingecheckt hatte, geisterten dort lediglich 8-10 Leute herum.
So kam es das ich mit Basti zusammen (siehe unten) die ersten zwei Wochen ein komplettes Dorm Zimmer (Schlafraum für bis zu 10 Personen) für uns alleine hatten.
Zu diesen 8-10 Leuten gehörten Folgende:


Basti (siehe oben) und Paula zwei Deutsche aus dem guten Rade vor dem Wald.
Paul, der absolute klischee Ire, der sich mittlerweile seit 7 Monaten!! in diesem Hostel aufhält und sich den gesamten Tag von Bier, Kippen, Bohnen, Whisky, Gras und Bananensandwichs (mit irische Butter versteht sich) ernährt.
Ziemlich witziger und geselliger Typ! Vorallem mit seinem „Irishaccent“.

Standa, ein 30 jähriger Backpacker und Fotograf aus Tschechien.
Auf der Suche nach sich Selbst, durchstreift er nun schon seit einigen Monaten das Land der tiefhängenden Wolken.
Er hat zwar keine behaarten Füße, aber in etwa die Körpergröße und Sympathie eines Samwise Gamgee.

Loann, ein 23 jähriger und komplett verrückter Franzose. (was nicht unwesentlich an seiner Arbeit lag)
Diese um 6.30 Uhr abends für ihn begann und um 02.30 Uhr morgens endete.
Da er aber noch einen Fußweg von 45 Minuten hatte, und Bedürfnissen wie dem Schlaf nachzukommen waren, hatte er eine tägliche netto Lebenszeit von 3 ½ Stunden.
Diese drei Stunden am Tag waren dafür umso witziger mit dem Kerl!
                                     Barbecue mit Leuten ausm Hostel

                           Meine ersten Angelversuche am Motueka River

Sara, eine komplett durchgeknallte und verrückte Frau (ca. 47), die aus irgendeinem „Hollywood-Horrorpsycho-Streifen“ entsprungen sein musste.
Ich spreche hier aber nicht von so nem durchgelutschtem Chucky 6, sondern eher von was in Richtung Conjuring!
Sie lebte nun schon, zusammen mit ihrer kleinen Tochter, seit über einem Jahr in diesem Hostel und brachte den halben Tag damit zu, (aus medizinischen Gründen versteht sich) sich irgendwelche Tabletten einzuwerfen, deren Wirkung nun darin bestand die gesamte andere Hälfte des Tages, von sehr emotionalen Selbstgesprächen und ihrem kleinen Mädchen begleitet, zu beliebigen Uhrzeiten, durch die verschiedenste Räume des Hostels zu geistern, immer auf der Suche nach ihren (angeblich) gestohlenen Sachen.

Ich glaube ich hab mich noch nie so erschrocken.

Es geschah in der Nacht vom 15.11. auf den 16.11.
Ein sternhagelvoller und mit leichten Rauchschwaden durchzogener Abend geht zu Ende.
Es gab Überraschungsbesuche von Morgan und Beam, kleine Snacks in Form von Zitronen und Salz, dazu einige gemütliche Familien Karten und Würfelspiele wie Schocken und Durak.
Insgesamt eine erfrischende Zusammenkunft mit Feiglingen aus aller Welt.
Um 02.30 Uhr erwies ich den Herren die letzte Ehre, schlang meinen Arm und Sierra griff mir noch eine Hand voll Zitronen und eine Prise Salz, man weiß ja nie was der Abend noch bringen wird, und schritt mit ihr in mein Schlafgemach.
So landeten wir neben einander im Bett.
Es war dunkel um uns herum.
Einzig der Mond strich ab und an, mit seinen weißen Fingern, über mein Gesicht und ließ mich fröstelnd zu Sierra unter die Decke gleiten.
Eingehüllt in einen Umhang aus Versuchung und Verlangen, verwoben mit der Begierde den anderen kosten zu wollen, trafen sich immer wieder unsere Blicke und entfachten ein Inferno aus Leidenschaft und Lust.
Tastend und von leichtem Zittern begleitet, glitten meine Finger über den warmen Stoff des Bettbezugs, auf der Suche nach der kühlenden Nähe Sierra's.
Ich umschließe mit meinen Händen sanft ihren Hals und wandere immer weiter nach oben.
Meine Brust beginnt zu bebt, mein Schädel hämmert, meine Lippen werden trocken.
Mit einem Ruck reiße ich ihr den roten Sombrero vom Haupt.
Ein Schleier der Vollkommenheit legt sich über uns und ich verfalle ihr ganz...

Dumpfe Geräusche dringen an mein Ohr.
Ich öffne meine Augen zu kleinen Schlitzen. Langsam, ganz langsam, hebe ich meinen Kopf und blicke in die Richtung aus der die Geräusche zu kommen schienen.
Und lasse ihn, unter dumpfen Stöhnen, umso schneller wieder zurück ins Kopfkissen fallen.
Fuck. Alles drehte sich. Mein Schädel explodierte förmlich.
Um mich herum lagen überall benutze Zitronenscheiben und ein beißender Geruch von getrocknetem Salz und Tequila schlich sich vehement in meine Nase.
Sierra diese Schlampe!
Ich schließe meine Augen und beginne zu lauschen.
Jemand schien den Raum zu betreten. Basti bestimmt!
Ich konzentriere mich, und beginnen meinen Kopf nach links, in Richtung von seinem Bettes zu bewegen.
Der Schmerz nimmt mit jedem weiteren Zentimeter zu...die Hälfte ist geschafft...das Hämmern im Schädel wird langsam unerträglich....gleich hab ichs!...Geschafft!
Gar nicht schlecht für meinen Zustand!
Ich grinse und will mir gerade innerlich für diese geglückte Aktion auf die Schulter klopfen, als die Hand mitten in ihrer Bewegung erstarrt.
Basti lag in seinem Bett.
Also wer zur Hölle schleicht sich mitten in der Nacht in unser Zimmer?!
Ich senke die Hand wieder und drehe mich zurück in meine sichere Ausgangsposition.
Zweiter Versuch.
Ich hebe meinen Kopf erneut in Richtung Tür.
Und tatsächlich. Da stand Jemand.
Die Umrisse einer kleinen gebückten Gestalt zeichneten sich in der Dunkelheit ab.
Und diese Gestalt hielt irgendetwas in der Hand.
Dieses irgendetwas begann sich auf einmal zu bewegen.
Das war nicht irgendetwas, das war irgendjemand!
Und dieser Irgendjemand löste sich nun von der gebückten Gestalt und fing an, unter flüsternden Zurufen suchend das Zimmer zu durchstreifen.
Shit! Was ging hier vor sich?!
Ich kniff meine Augen zusammen und wagte nicht aufzusehen, als ich plötzlich ein rasselnden Atem neben mir spüre.
Ich kann gar nicht anders als meine Lider wieder aufzureißen.
Und da stand sie.
Und starrte mich an.
Ein dumpfer Schrei entgleitet meiner Kehle und füllt den leeren Raum zwischen uns.
„Sara!“
Ich schnappe nach Luft, kalter Angstschweiß läuft meinen Nacken herunter.
Sie blickt zu mir herab, die weichen Umrisse des Mondes spiegeln sich in den Gläsern in ihrer Brille wieder und tauchen ihr Gesicht in einen bizarren Schimmer.
Die Frau beugt sich zu mir herunter.
Ein Schatten legt sich über sie, als ihre Tochter neben sie tritt.
Der helle Schimmer weicht ihrem Gesicht und lässt zwei kalten grünen Augen zurück, welche mich mit einer solch hypnotischen Intensität anstarren, das ich gar nicht anders kann als ihren Blick zu erwidern.
Sara entblößt im Lächeln ihre Zähne.
Mein Ende ist nah.
Sie beugt sich mit leiser Stimme an mein Ohr:
„Daniel, did you see my towel?“

Erschrak Sara nicht gerade betrunkene Backpacker zu Tode, verbrachte sie auch sehr gerne ihre Zeit damit, draußen herumzulaufen und auf hilflose Bäume einzureden.
Hatten Diese einen ganz schlechten Tag erwischt, durften sie sich auch auf einige intensive Umarmungen mit garantierten Heulattacken freuen.

Weiter im Text:

Chris, ein ein waschechter Kiwi.
Man versteht, dank seinem jahrelang perfektionierten Kiwi-Accent (bei welchem im Grunde nur krampfhaft versucht wird, genau so zu klingen, wie britisches Englisch eben nicht zu klingen hat) nur jedes 10 Wort.
War halt nur blöd, bestand ein Satz aus nur 8 Worten...
Aber was ich verstanden hab, war, dass der gute Chris bei einer Organisation arbeitet über die man Kajak-touren machen kann.
Er ließ auch gar nicht lange auf sich warten, und unterbreitete mir ein Angebot, was mich zwar 40$ mehr kosten sollte, als das, welches ich mir schon selbst rausgesucht hatte, ich aber niemals ausschlagen könnte!
Konnte ich dann doch.

Naja, zumindest die ersten drei Biere lang. Nach dem Sechsten wurde ich dann schwach:
„yeah chris, that iss a goot idear with the offer! Thanks a lod bro!“

Und so befand ich mich zwei Tage später und 150$ ärmer auf dem Weg zum wohl „greatest day of your life, bro!“.
Na wir werden sehen Chris...
In Kaiteriteri angekommen, hab ich dann auch erfahren dürfen, was genau ich da überhaupt gebucht hatte.
Ein ganzes „Fulldayprogramm“ stand mir bevor.

Erster Punkt der Tagesordnung: Kajak fahren

Da ich vom netten „Seashuttel“ Personal zunächst in die komplett falsche Richtung der Strandpromenade geschickt wurde, kam ich dann etwa 15 Minuten zu spät am Treffpunkt der Kajaktour an.
Hier warteten dann schon die ersten hoch motivierten, bis an die Zähne mit Ehrgeiz und Abenteuerlust bewaffnete Hampelmänner auf mich.
Von denen die Meisten entweder was gegen die Visagen ihre „Mittoura“ hatten, oder in irgendeinem Film hängen geblieben waren, in dem es eine Szene zu geben schien, in der sich Leute versuchen einander mit Paddeln die Köpfe einzuschlagen, während man dabei ist, mit der anderen Seite des Ruders sein eigenes Schienbein zu bearbeiten.
Wäre vielleicht ne' gute Spielidee, für den nächsten sich schlagenden Raab.

Dadurch, dass ich zu spät gekommen war, hatte ich keine Chance mehr, mir groß einen Partner fürs Boot auszusuchen und musste daher das nehmen was noch übrig blieb.
Die Nadel meines Glücksrades blieb über einem sehr ruhigen, großen, dicken Kiwi stehen: Bob.
Bob machte seinem Namen alle Ehre!
Er war genauso wie man sich einen dicklichen Bob vorzustellen hat, plump, gemütlich, aber voller Tatendrang die Welt im Stur...(Verzeihung)...Brise zu erobern!
Es war also eine ziemlich relaxte Fahrt, mit atemberaubenden Bildern!
Von denen ihr leider nie welche sehen werdet, da der Genius unter den Geniusen, moi, seine Kamera zuhause vergessen hat.
Gibt nur ein paar Bilder mit der 0.5 Megapixel Kamera meines Handys:


                                       bösartige Wesen direkt aus der Hölle!

Nach der Kajaktour erwartete mich Punkt Zwei der Tagesordnung: Wandern.
Eine Wanderung durch eine absolute Bilderbuchlandschaft.
Begleitet wurde ich von zwei Urschwaben.
Nicole und Florian.
Ich hab bei Chris's Englisch mehr verstanden...
                                      Nicole und Florian von hinten

Am Ende der Wanderung, kamen wir in einer Bucht an, wo wir dann von einem Wassertaxi für den dritten und letzten Punkt der Tagesordnung abgeholt wurden: Seehund gucken.
Soll wohl ziemlich schön gewesen sein.
5 Minuten nachdem das Boot abgelegt hatte, war ich am pennen. (musste ja auch schon um 7 aufstehen!)
45 Minuten später verließ ich ausgeschlafen, mit einem Flip Flop weniger am Fuß und einem Sonnenbrand mehr im Gesicht das Wassertaxi am Strand von Kaiteriteri. [keine Ahnung wie man einen Flip Flop beim Schlafen verlieren kann.]

Was ein Tag...


Der Tag des Aufbruchs! (22.11.)
Endlich hatte ich den Arsch hoch bekommen, um einen relativ spontanen Abgang aus Motueka hinzulegen.
Noch spontaner war dann der Entschluss von Paula, mich auf den Weg nach Blenheim zu begleiten.
So kam es das wir nach einer amüsanten Tramptour, im Wagen eines sich selbstständig gemachten „Spielautomatenbauers“, abends in einem Hostel von Nelson ankamen.
Wo wir auch direkt mit dem erwartet wurden wofür das Hostel berühmt war, und der Grund weshalb ich es gebucht hatte:
Pudding.
Verdammt. Dieser Pudding war kein gewöhnlicher Pudding. Dieser Pudding bestand auch gar nicht richtig aus Pudding, wie man sich einen gewöhnlichen Pudding vorzustellen hat.
Nein, dieser Pudding bestand aus saftigem Brownieteig, ummantelt mit einer warmen Schokoladensoße welche mit kleinen bis riesigen Schokostückchen gepickt, auf
Vanilleeis garniert und serviert wurde.
Ein Multipler Orgasmus für jede Geschmacksknospe.

Nelson:

                               Ein Ring, sie zu knechten...muhaha
                               Kein Kommentar.




Am Mittelpunkt von Mittelerde


Ein Italiener hat mich mal gefragt: ob denn überhaupt noch Deutsche in Deutschland sein, wenn doch alle hier in Neuseeland sind?!
Wo der Gute Recht hat...
Dieses Hostel bestand zu mehr als 95% aus Deutschen!!
Diese 95% horteten sich abends dann immer an ihren „deutschen Stammtischen“ zusammen um über Gott, die Welt, das Wetter, globale und lokale Krisen, die Situation des Euros, des Yen und dem Spülverhalten der Toilette im ersten Stock zu diskutieren.
Ich hab insgesamt 30 Sekunden an diesem Tisch verbracht. 
Dieses Verhalten ist aber leider kein Einzelfall, wie man als Deutscher zu hoffen versucht, dieses Phänomen des „Stock im Arsch und Lächeln nur gegen Bares“ ist hier unten unter den Deutschen ziemlich weit verbreitet.
Den Abend hab ich dann mit zwei Australiern, einem Kanadier, drei Sixpack Bier und fünf Burger verbracht.
Kulturaustausch wie ich ihn mir vorstelle. (;
Am nächsten Abend ging der kulturelle Austausch in die zweite Runde.
Auf dem Parkett eines Irish Pub, mit Live Musik von James Graeme.
Verdammt cooler Typ und sehr gelungener Abend:

http://www.youtube.com/watch?v=CQP535fxN3c


Zwei Tage später gings dann weiter in Richtung Blenheim, den Ort mit den wohl meisten Vineyards und wohl wenigsten sonstigen Freizeitbeschäftigungen in ganz Neuseeland.
Die ganze Stadt ist im Prinzip ein riesiges Arbeitslager.
Bis zum Rand vollgestopft, mit billigen ausgebrannten Backpackern, die aus verzweifelter Geldnot und den sehnlichen Wunsch in ihrem Herzen tragend, frei von Zwängen zu leben, und dieses Land von jeglichen Verpflichtungen losgelöst bereisen zu können, auf wunden Knien an die Tore dieser Stadt gekrochen kommen, um für einen mickrigen Hungerlohn ihren gesamten Körper in der erbarmungslosen Hitze der brachialen Sonne schinden zu lassen.
Ich war einer der Lautesten die an die Pforte der Stadt geschlagen haben.

Und so landete ich kurzer Hand in meinem ersten Sklavenlager: Dem „Grapevine“.



Kajaktour auf den reißenden Flüssen Blenheims
Die ersten Tage lernte ich lediglich den Sohn der Besitzer kennen, Jakob, ein ziemlich lustiger und durchgedrehter Typ, der den gesamten Tag damit zubrachte für seine Band zu proben oder mit anderen, ob sie wollten oder nicht, über Rugby zu diskutieren. 
Anders seine Mutter.
Bis zu diesem Punkt lief alles perfekt: endlich ein vernünftiges Hostel gefunden, schön am Fluss gelegen, freien Zugang zu Kajaks, klasse Leute um einen herum, fünf Minuten von der „Stadt“ entfernt, ich hab Marc kennengelernt (auch Wuppertaler aus Elberfeld mit dem ich jetzt zusammen Neuseeland unsicher mache) und die Zusage für meinen ersten Job auf einem Vineyard.
Und dann kam Sie.
Diese Frau, Diana, ich weiß nicht womit sie sich vergleichen ließe, ohne die für die Beleidigung herangezogenen Begrifflichkeiten durch den Vergleich mit Diana selbst zu beleidigen.
Es bestand offenbar, eine gewissen Spannung zwischen dieser Lady und mir.
Das Problem war nur, das ich keine Ahnung von der Existenz einer solchen Spannung hatte.
Um so sehr war ich vor den Kopf gefahren, als ich von ihr, nach etwa einer Woche, ohne wenn aber recht viel aber aus dem Hostel geschmissen wurde.
Zweimal um genauer zu sein. Am selben Tag.

Das ersten Mal, war irgendwann Mittags, kurz nach dem Aufstehen:

Meine Wenigkeit, noch komplett verschlafen, schlurft zur Rezeption um brav die Miete für die nächste Woche zu bezahlen, schenke Diana ein Lächeln für das Andere Stunden vorm Spiegel hätten üben müssten, krame eine komplett mit Pommessalz und Schokolade beklebte Kreditkarte aus meiner Jogginghose hervor, mache einen halbherzigen Witz über die Reinheit dieser Karte, während ich versuche den Elektrochip von jedweiligen, klebenden Substanzen frei zu kratzen.
Als Antwort bekomme ich einen so kalten Blick, das man das knirschen des Eises auf dem Fenster hinter mir förmlich hören konnte.
Okay, geb ich ja zu, der Joke war jetzt echt nicht so der Bringer, aber wenigstens ein einfaches Höflichkeitszucken der Mundwinkel hätte drin sein können.
„Hey Diana“, beginne ich, noch immer versucht zu lächeln.
„I would like to pay off my debts.“ Noch immer keine Reaktion.
Ich halte ihr meine Karte entgegegen.
Nichts passiert.
Ok, auch noch etwas verschlafen die Dame.
Ich räusper mich:
„My creditcard. To pay. To pay the money for the next week.“
Ich fange an mit der Karte vor ihrem Geischt rumzufuchteln.
„Syr, Daniel“
Ah endlich!
„You don't have to pay for the next week“
Ich ziehe meine Karte zurück.
„I stay for free?!“
„No, I kick you out.“

Naja, dann hat sie mir noch ein paar Dinge um die Ohren geworfen, dass ich das Alles nicht persönlich nehmen solle, ich eigentlich auch nichts gemacht hätte, sie aber Jungs wie mich kennen würde und weiß das es mit Typen wie mir nur Ärger geben wird.
Deshalb sei ich nicht mehr länger für dieses Hostel tragbar. Punkt.
Ich kniff die Augen ein wenig zusammen und betrachte sie für einen Moment.
Starrer Blick nach vorne, kein Wimpernschlag auszumachen, leicht geweitete Pupillen, gerötete Augen, geringes Beben der Unterlippe.
Ich frag mich, was sie sich wohl gerade geschmissen hatte.
Ich wiederhole das Gesagte noch einmal, damit ich mir, bei meinem hoch sensiblen Gespür für Fremdsprachen, auch ganz sicher sein konnte, alles richtig verstanden zu haben:
„You wanna kick me out on street, befor I going wrong in any way, because you have a bad feeling in me?!“
„Exactlly! But I give you one more day to find a new hostel. Bye“
Naja, bei ihrem „Bye“ ist es dann nicht geblieben. Es gab dann noch eine etwas längere und recht hitzige Auseinandersetzung zwischen uns Beiden, bevor sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat.
Eine richtige Lady eben.
Ein ähnliches Gespräch fand dann wohl auch mit Marc statt.
Unsere Stimmung war deshalb etwas „angespannt“...
Abends sind wir dann zur Ablenkung in die Stadt und irgendwann um 4.00 Uhr ins Hostel zurück gekommen.
Dort saßen wir dann auf der Terrasse, anfänglich noch zu Dritt.
Und schauten uns einfach nur, auch gar nicht mehr im Stand was anderes zu tun, Sterne an.
Um halb fünf waren dann nur noch Marc und ich übrig, um uns noch um den letzten Rest Beam zu kümmern, als auf einmal Sie vor uns stand.
„Guys...“ setzte sie an
Wir komplett fertig mit der Welt und nicht mehr in der Lage auch nur ansatzweise mitzubekommen was gerade um uns abgeht, presse ich ein, „ne evening Diana“ zwischen meinen Lippen und der gerade angesetzten Flaschenöffnung hervor.
Sie mustert uns mit einem ziemlich abschätzigen Blick, verzieht aber keine Miene.
Ich stoße Marc, der seit 15 Minuten damit beschäftigt ist sich eine Kippe zu drehen, in die Seite.
Verwirrt schaut er auf.
Nachdem Diana sich nun sicher sein konnte unsere volle (*haha*) Aufmerksamkeit genießen zu dürfen, gings los:
„Guys, I thought about our debate in the morning.
And I m sure its better for you and me if you leave the hostel tomorrow!“
Stille. Unsere Gehirne arbeiten auf Hochtouren.
Mein Mund dringt sich zu einer Antwort durch:
„Yeah, I know that we must leave tomorrow! On Monday!“
„No I mean tomorrow on Sunday.“
„But we still have sunday. Since 5 hours.“
„Yeah, then I mean today. Checkout is at 10 am.“
Sie macht auf dem Absatz kehrt und war verschwunden.
Marc, immer noch mit seiner Baustelle von Kippe in der Hand, meine Jim Beam Flasche an den Lippen, starren wir den leeren Türrahmen an, in dem vor kurzem noch Diana stand.
Es dauert in etwa zwei Minute und einen dicken Lachflash lang bis wir ansatzweise realisiert hatten was da gerade abgegangen war:
Wir wurden anscheinend, das zweite Mal an diesem Tag aus dem selben Hostel geschmissen ohne zu wissen weshalb.
Mit noch 5 Stunden bis zu unserem Checkout.

Und so kam es das wir, irgendwo am Stadtrand, in einem neuen Hostel landeten, dem „Blenheim Backpackers“.
Für 10$ die Nacht sollte das nun für die nächsten drei Wochen unser neues Zuhause sein.
Was ein Angebot! Und was uns für den Preis alles geboten wurde, meine Güte:
mindestens drei warme Duschen die Woche, ein Swimmingpool, der volle drei Tage geöffnet war, eine super ausgestattete Küche mit alten Pappkartons als Stauraum für Lebensmittel, Gasherde die auf Kinnhöhe schwebten und die Küche in einen Raum des Glaubens verwandelten, den Glauben den man brauchte um mit Stoßgebeten diese verdammten Dinger an zubekommen.
Aber damit nicht genug!
Neben diversen Gasaltären, fand sich eine klasse Mikrowelle, die sich dann später als Kühlschrank outen sollte.
Der Eisschrank hingegen, erwies sich als guter Kühlschrank Ersatz!
Also für alles gesorgt!



Geschlafen wurde im 20$ Zelt aus'm „Warehouse“, mit einem wunderschönen Ausblick auf 2 Meter entfernte Bahngleise, die nachts für eine klangvolle Atmosphäre sorgten.
Zelte + Wohnzimmer daneben die Gleise

Neben diversen Discountern, ist „Warehouse“ DAS Lebenselexier eines Jeden hier unten.
Nicht umsonst werben sie an jeder Ecke mit dem Slogan „WAREHOUSE: All what Kiwis want“.
Denn das Problem in diesem Land besteht nun darin, dass, auf Grund des etwas unausgeglichen „Einwohner/Landflächen-Verhältnisses“, es nicht, wie bei uns, in jeder Stadt, zehn verschiedene Discounter, und genauso viele Apotheken, Bau-, Drogerie und Getränkemärkte, Möbel-, Küchen-, und Gartencenter, Elektronik und Schreibwarenhändler gibt.
Hier ist das Alles, und noch um einiges mehr, unter einem jeden Dach eines „Warehouse“ zu finden.
Einzig Alkohol ist in dieser Winkelgasse des 21. Jahrhunderts nicht aufzutreiben. Hierfür gibt es in jeder Stadt extra „SUPER LIQUOR“-Läden.
Wo man dann auch nur mit Passport ausgestattet (selbst bei Bier) reingehen sollte.
Allgemein sind die Neuseeländer, was Alkohol anbelangt sehr, sehr engstirnig.
So gibt es beispielsweise in jeder City extra „Liquor Ban Areas“!
Womit im gesamten Stadtkern absolutes Trinkverbot herrscht, für Jeden!
Dann erkläre mal einen betrunkenen Deutschen um zwei Uhr morgens er soll, einfach so, sein halbvolles Bier auf die Straße kippen!
Ich glaub die Polizisten mussten fünf Minuten auf mich einreden und ihre Hände ein paar Runden über dem Pfefferspray kreisen lassen, bis ich endlich die Flasche abgesetzt und neben mir entleert hatte.
Bei diesen Alkoholpreisen hier, war ich den Tränen echt nah...

Es besteht ja Helmpflicht auf den Straßen Neuseelands! (;
(Drunter unser sexy Arbeitshüte fürn Vineyard)

Nach ein paar Nächten im Zelt und vielen Zügen später war es dann soweit:
Der Vineyard erwartete mich.
Und zwar schon verdammt früh!

5.25uhr klingelt der Wecker, 45min später sitzt man mit drei halbschlafenden Italienern, vier komplettschlafenden Deutschen und drei überwachen Asiaten (soo viele Asiaten) in der Küche und versucht mit aller Mühe die Cornflakes auch da ankomme zu lassen wo sie hingehören.
10 Minuten später, gehts mit einem halben Frühstück im Magen und ner neuen Hose an den Beinen zum Treffpunkt am Bahnhof.
Hier erwartet uns eine Ansammlung von Arbeitern verschiedenster Altersklassen und Nationalitäten.
Begrüßt werden wir von Alan, DEM Boss.
Und unserem neuen Supervisor, Anubis. (angeblich ist sein eigentlicher Name Tamilo. Die erbarmungslose Art, wie er mit eiserner Faust über uns und den Vineyard herrscht ließ jedoch anderes vermuten)
So verbrachten wir drei Wochen auf den verschiedensten Vineyards und schufteten bei 34° im Schatten unter der blutigen Peitsche des Anubis.
Nicht einmal Trinkpausen waren gestattet!
Das einzige was man von ihm zu hören bekam war: „Hurry up guys!“, „Faster! You re too slow!“, „Work harder or I kick you out!“
Das war aber im Prinzip auch schon alles was der Kerl zu sagen in der Lage war, allgemein haben die Samoa Leute, die etwa 40% der Arbeiter ausmachten, ein so kaputtes Englisch gesprochen, das selbst ich mir wie ein Sprachwunder vorkam. (50% waren Asiaten (soo viele Asiaten), 10% irgendwas anderes)
Aber nicht nur unser Anubis verfügte über den Englischwortschatz eines 12 jährigen 5 Klässlers, sondern auch alle anderen Supervisor.
So waren die wortkargen Gespräche zwischen Anubis und z.B. Nikolai (Tscheche; 1.75m groß; graue lange Haare; Kopf unter/hinter Kapuze und Sonnenbrille versteckt. Durch den vielen Vodka war im Laufe der Jahre seine Stimme hart und rau geschliffen, was einen, selbst für einen Tschechen, recht barschen Akzent entstehen ließ) ganz amüsant:

Anubis und Nikolai stehen träge neben einander, angelehnt am Holzpfosten einer Weinreihe und unterhalten sich.
„how are you?“ kommt es von Nikolai
„good good!“ gibt Anubis zurück und beginnt mit seinem Kopf zu nicken
„thats gud“ Nikolai beginnt ebenfalls seinen Kopf auf und nieder zu bewegen
„you?“ Anubis Kopf verharrt für einen Moment seiner Bewegung und blickt zum Tschechen rüber
„gud!“ lässt die wackelnde Kapuze vernehmen
„thats good“ befriedigt mit der Antwort dreht sich Anubis wieder nach vorne und setzt seine „Wipp-Bewegung“ fort.
Es vergeht eine Weile bevor der eine Wackeldackel den Gesprächsfaden wieder auf nimmt und Diesen dem Anderen vor die Nase hält.
„Very slow work today...“
Der Kapuzendackel greift nach dem Faden:
„y“
„no money!“
„no money...“ echot es enttäuscht zurück
„but fast asian guys!“
„y“
„and slow german guys!“ Anubis kneift die Augen zusammen
„y very slow...“ raunt es von links
Die beiden Köpfe beginnen ihre Richtung von der Vertikalen in die Horizontale zu ändern.
„they kick out. I think“
„y I think too“
Als ich mich umdrehe sehe ich zwei wackelnde Köpfe in unsere Richtung blicken.

Eine Woche später war es dann tatsächlich so weit und Marc und Ich wurden tasächlich von DEM Boss rausgeschmissen.
Mit den Worten: 
"Syr guys I have to kick you out! Shall I drive you, or do you wanna walk on foot?"
Nach einer kleinen Unterredung gab es dann doch noch die große letzte Chance um die drei Wochen Arbeit bis Weihnachten voll zu bekommen.

                                    Das nenn ich einen Arbeitsplatz!
                                 


                              Pause aufm Vineyard. Bild spricht für sich! :D
                                        Auf zum nächsten Slaveyard!                
Am Ende gab es dann noch die ultimative Weihnachtsfeier bei Alan, DEM Boss:
Der Naziinder war ein Inder. Dieser Inder sprach die halbe Zeit nur darüber wie viel Tolles und Großartiges unser Addi doch geleistet habe und warum wir ihm denn nicht mehr Respekt zollen würden?
Da er doch sogar Indien vor den Briten gerettet habe.
Für ausreichend Gesprächsbedarf war an diesem Abend gesorgt. 



Heiligabend wurde dann am Whites Bay bei 30° Grad unter Palmen gefeiert:

 Cheers

 Der Versuch betrunken Glühwürmchen zu fotografieren.
 Die helfenden Elfen.




                              Klippenspringen mit dem Weihnachtsmann

Nach Weihnachten und Blenheim gings dann weiter in Richtung Süden, das Ziel: Christchurch.
Hier sollte eine Freundin von Marc wohnen, die er bei einer seiner „Hitchhaiktouren“ kennengelernt hatte.
Sie bot uns an bei ihr unterzukommen, sollten wir mal in der Nähe sein.
Blöde war dann nur, dass die gute Olivia nicht mehr in Christchurch lebte, sondern inzwischen nach Oxford, 55km von Christchurch entfernt, umgezogen war.
Erfahren haben wir das, 10km vor Christchurch um 0.05uhr nachts.
Es war also für ein tolles Abendprogramm gesorgt.
Ich werde den folgenden und letzten Abschnitt nur in Bildern zusammenfassen, sonst werden wir hier nie fertig! (;
 Gemütliche Fahrt nach Christchurch mit Stop fürs "Küstengucken"

 Erholsame Nacht vor nem Kindergarten
 Diesmal in die richtige Richtung: Oxford
                                     
              Die Bude der wehrten Olivia:



                                                    Unsere Bude:

                             Ersten Schritte in Christchurch, mit Leo, Jahjah und Marc

                         Nach langem Suchen endlich gefunden:
                         Jeffrey unser Van.

 Noch hinter Gittern...
...und für viel Geld freigekauft

                                   Der Van vor seiner Verwandlung:







Und danach: (;




Nach Oxford und Christchurch gings dann mit unserem Van auf seine erste große Tour: Kaikoura (dazu mehr im nächsten Teil)


Hier schon einmal ein paar Ausschnitte:




                                   
Soo viele Asiaten!:



























Richtisch!:





So ihr habt es geschafft! Das war Blog 5.1
Ich hoffe ihr hattet beim lesen genauso viel Spaß wie ich beim schreiben! (;
Der zweite Teil ist schon in Arbeit und kann hoffentlich bald hochgeladen werden!
(Syr für die ganzen verschobenen Bildkommentare, weiß nicht was der Rechner da wieder alles geraucht hat! (; )

Nachfolgend schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kommen wird:














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